Statt einer Einleitung

12.12.2018

Daß die Zeit vergeht, ahnte man. Daß in acht Monaten gleichwohl kaum etwas aufs Papier kam, hat sicherlich seine Gründe, allerdings keine sonderlich überzeugenden. Ich gelobe tätige Reue. Und mache den Anfang mit einem offenen Brief an jenen blitzblank geduschten high-school-Absolventen, den die aktuelle US-amerikanische Regierung zum Botschafter in Berlin ernannt hat und der dort erstaunlicherweise akkreditiert wurde.

Ferner: das Jahr brachte Reisen und Kunst, Gluthitze und eine hochsympathische Pension in Berlin (ich sag aber nicht, welche es ist), dazu dasFilmfestival auf dem Lido di Venezia (Tendenz: überwiegend mittelprächtig) und eine bemerkenswert banale Kunstausstellung in der venezianischen Dependance der Fondazione Prada. Gegenüber der Ausstellung vom vergangenen Jahr, die – s. unten – brilliant war, diesmal eine Sammlung trivialer Basteleien. Dazu an anderer Stelle ein paar Zeilen. Wie auch zu allerhand anderem und weiterem.

 

18. o1. 2018

Die Zeit hat in Wirklichkeit keine Einschnitte, es gibt kein Gewitter
oder Drommetengetön beim Beginn eines neuen Monats oder Jahres,
und selbst bei dem eines neuen Säkulums sind es nur wir Menschen,
die schießen und läuten.

Thomas Mann, Der Zauberberg

 

Das Jahr ging dem Ende zu, der Dezember bescherte vorübergehend sogar Schneefall bis in die tieferen Lagen, und mittlerweile werden die Tage langsam, langsam wieder länger (und am heutigen Tag stürmisch bis zur Orkanstärke). Ein guter Anlaß, mich zu fassen und diesen Blog, den ich vor zwei Jahren begann, zu reanimieren. Das Ärgernis der Ramschsoftware alias The7 einschließlich ihres retardierten Jargons („widgetierte Fußzeile, drag-to-move-Spalte“ etc.) ist überstanden. Don Pablo, maître du dessin digitale, hat meiner Bitte um Wiederherstellung des status quo ante entsprochen, und deshalb stehen die Zeichen auf Neubeginn, besser gesagt auf Fortsetzung.

Was gäbe es zu berichten? Nichts, was nicht auch anderswo zu finden wäre. Was gibt es zu kommentieren, zu unken, zu giften? So einiges. Die SPD ist auf dem Weg zur Infantilisierung ein gutes Stück vorangekommen, Israel hat eine neue Hauptstadt, ein zweifelhaftes Geschenk mit starken Gebrauchsspuren, überreicht von einer Zuhältertype aus Washington, in Kassel und Athen hat sich ein Laffe mittels der von ihm zu verantwortenden documenta14 bis auf die Knochen blamiert und die Stadt Kassel gleich dazu, und die HNA garnierte den Bericht über den Unfalltod der Journalistin Sylke Tempel am 07. Oktober 2017 zeitweilig mit dem Foto eines nackten Frauenhintern. Die FAZ hat entdeckt, daß sog. Nullzinspolitik, maW der Raubzug des Kapitals und seiner Metöken und Sprechbläser, asozialste Immobilienspekulation befeuert. Zugleich hat das Blatt meiner täglichen Haßliebe unlängst einen brillianten Artikel von Wolfgang Streeck veröffentlicht, der Phänomene beschreibt, die man zeitweilig mit dem Kürzel Stamokap bezeichnet hatte und darunter sog. staatsmonopolistischen Kapitalismus verstand. Heute nennt man das: marktkonforme Demokratie.

Die Biennale d´Arte in Venedig, lt. Boris Pofalla/FAZ überreich mit Besticktem, Gewebtem und Getöpfertem beschickt und insofern die weiblichste Kunstausstellung überhaupt, bot bei aller Wüstenei der Basteleien doch auch kleine Anzahl Werke, die den Besuch lohnten. Je einen Ersten Preis verlieh ich an Italien, an die VR China und an Neuseeland. Dazu an anderer Stelle näheres. David Hockney bewies in Venedig und unabhängig von der Biennale d´Arte, daß die Porträtmalerei alles andere als tot ist (lediglich das Ausstellungsplakat war ein Fehlgriff), und Thomas Demand, Alexander Kluge und Anna Viebrock demonstrierten, ebenfalls in Venedig, wo der Bartel den Most holt.

In Kassel wird es ernst, was den sog. Airport Kassel-Calden angeht. Der Landesrechnungshof grollte vernehmlich, und die Flieger machen sich nicht rar, sie kommen gar nicht erst herbeigeflogen. Auch dazu und zu  eventuellen Alternativnutzungen an anderer Stelle eine Anzahl Anregungen.

Wohlan. Näheres und weiteres alsbald unter der Rubrik Der Prügler.

 

21. 06. 2017

Die Ausführungen unter diesem Datum sind nicht mehr aktuell, siehe oben. Verbleiben mag der Hinweis auf  Jan Tschichold, Verfasser jener lesenswerten Schrift mit dem wundervoll altmodischen Titel „Erfreuliche Drucksachen durch gute Typographie„. Gewisse Layouts kommentierte er deutlich: Man möchte sich fortwährend die Hände waschen. Nun, Waschzwang sei den geplagten Neurotikern vorbehalten. Ein Studium seiner Werke oder schlicht einer Anzahl von Beispielen für gelungenes Layout möchte man gewissen Designern verschiedener sog. themes freilich doch ans Herz legen.

Seit jeher liebe ich die englische Sprache, gerade auch in ihrer us-amerikanischen Ausprägung, und diese Liebe wird nur übertroffen vor allem von der zur deutschen Sprache. Vielleicht ist das der Grund für den akuten Unwillen, den mir ein Bonbonladen aus allerlei bunten Bildchen und neckischen Wörtchen verursacht, den wordpress dem Anwender zu Füßen legt. Will der zB eine Textspalte verschieben, meldet sich flink der Hinweis auf die Funktionsbeschreibung: Drag to move Spalte. Keine Frage: die Programmierer verstehen ihr Handwerk. Wenn sie jetzt noch Deutsch könnten.

12.12.2016:

Vor x Jahren hatte ein Karikaturist – das gehört zu seinen Berufspflichten – einen heiteren Einfall: Einer kleinen Zeichnung eines VW-Käfer fügte er den Slogan bei: VW 1200 – Neue Heckleuchten! Machen Sie eine Probefahrt!

Wie komme ich da gerade drauf? Während der Abfassung der drei oder vier jüngsten Beiträge unter „Der Prügler“ wird mir die Empfehlung zuteil, doch bitte die neueste Version von wordpress zu laden, ich meine, es sei wordpress 4.7. Zutraulich und folgsam tue ich, was man mir empfiehlt. Einen wesentlichen Fortschritt oder auch nur einen Anflug von Sinn erkenne ich nicht, was natürlich nicht heißt, daß es sie nicht gebe. Verschwunden ist neuerdings, wie ich erst nach getaner Tat feststelle, die Schaltfläche „Blocksatz“, ebenso die Möglichkeit, Wort oder Zeilen zu unterstreichen. Offenbar meinen die Verantwortlichen, beides sei nicht mehr notwendig, und schreiten vorauseilend zur Tat. Die als Fortschritt und Fürsorglichkeit getarnte Anmaßunge wird erstaunlich unbefangen damit begründet , unterstrichene Worte oder Zeilen „verwirrten“ die Leser, sie hielten sie gar zu leicht für links. Nun denn, den Blocksatz gibt es noch, nunmehr halt per Tastenkombination (Shift+Alt+j). Nennt man das: Fortschritt? Und: was lernt mich das? Na: Zur Hölle mit den wordpress-updates.

Wie man den Nutzer bei Laune und an der Leine hält: für alle Probleme, die eine Anmaßung (s. oben) verursacht, gibt es eine Lösung alias ein plug-in. Zum Beispiel eines, das Blocksatz und Unterstreichen als Schaltflächen wieder in die Sammlung der, wie heißen die Dinger noch, richtig: visuellen buttons einfügt.

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ps: Der Vergleich mit den Käfer-Heckleuchten hinkt natürlich – das Fahrzeug blieb in seinen sämtlichen Funktionen unverändert, bspw. wurde der Blinkerhebel nicht in den Beifahrerfußraum verlegt, auch wurden die Rücksitze nicht auf der vorderen Kofferraumhaube plaziert, dies womöglich mit der Begründung, dort sei die Beinfreiheit größer.

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Offenbar halten die Programmierer von wordpress den Leser für zu dämlich, einen Leserbrief zum Artikel xyz als Leserbrief zum Artikel xyz zu erkennen. Anders ist die klobige Überschrift „Eine Antwort auf (folgt komplette Artikelüberschrift)“ oder auch „5 Antworten auf (folgt komplette Artikelüberschrift)“ nicht zu erklären. Auch die Anzahl evtl. Zuschriften muß offenbar und unter allen Umständen erwähnt werden, denn längst nicht alle Leser, dies wohl das Motiv der infantilen Zwangsbeschriftung, begreifen den Unterschied zwischen einer Leserzuschrift einerseits und bspw. fünfen andererseits.

Man stelle sich die Leserbriefsektion dieser oder jener Tageszeitung vor, die fünf Leserbriefen zum Artikel x die Überschrift „5 Leserbriefe zum Artikel x“ voranstellt, vier Leserbriefen zum Thema y die Überschrift „4 Leserbriefe zum Artikel y“.

wo idiotie mit rand

fünf antworten

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Unter der Rubrik Der Prügler findet sich eine langsam wachsende Zahl von Betrachtungs-versuchen zu Themen aus Zeit, Welt und Wirklichkeit, unter Bleierner Abrieb eine Anzahl Zeichnungen, die wordpress unverdrossen als „Fotos“ ausgibt. Diverse Anblicke, die die Stadt Venedig und ihre Lagune dem Besucher offenbaren, finden sich unter der Rubrik Lichtbilder, dort unter Serenissima, wobei es gelungen ist, die tapsige Überschrift „Diese Galerie enthält 91 Fotos“ zu kürzen.

Die Sammlung von Schlagworten der einzelnen Artikel, die sog. Wolke, ist wieder entfernt; sie ist neckisches Beiwerk, das die Häufigkeit der Schlagworte auf der gesamten website durchzählt, sie verschieden einfärbt, in unterschiedlicher Größe darstellt und ihre Zahl eigenmächtig begrenzt. Weg damit.

Für fast alle Unfertigkeiten gibt es Lösungen. Sie ausfindig zu machen und anzuwenden, bleibt eine Aufgabe für mein allzeit optimierbares Begriffsvermögen und mein stetes Bemühen, den Anforderungen gerecht zu werden. Tipps und Empfehlungen sind unbedingt und jederzeit willkommen.

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ausstellungsbesuch01 - 900 - rand_______________________________________________