Linie und Strich

Vor kurzem, so lese ich, hat MdB Dieter Dehm/Die Linke den Bundesaußenminister Heiko Maas einen „gut gestylten Nato-Strichjungen“ genannt. Vornehm war das nicht, keine Frage. Aber die Usancen des Adressaten und seiner – bitte im übertragenen Sinne – Freier sind es nicht nur auch nicht, sie lassen angesichts der Verkommenheit und der Schamlosigkeit der aktuellen Parteilinien die Wortwahl des MdB Dehm als fast schon zarte Lyrismen erscheinen.

Denn: Die Verantwortlichen für den Angriff in Salisbury auf den ehem. doppelten Geheimagenten Skripal und seine Tochter sind alles andere als ermittelt. Es spricht nicht einmal eine Vermutung für eine russische, geschweige denn Putinsche Täterschaft. Putin, um es kurz zu machen, müßte mit dem Klammerbeutel gepudert sein, einen längst abgeschalteten, abgeurteilten und abgeschobenen Spion auf spektakulärste Weise umbringen zu lassen, dies bitte unter Hinterlassung einer chemischen Visitenkarte am Tatort. Dessen Lage übrigens, je nach Bericht und Zeitpunkt des Berichtes, zu wechseln scheint. Erst war es die Parkbank, dann ein Speiselokal, dann die Haustür. Die Rezeptur des Giftes, soviel ist sogar den Medien zu entnehmen, wurde 1992 im damals schon nicht mehr sowjetischen Usbekistan entwickelt, der verantwortliche Chemiker (soll man ihn Forscher nennen?) fand 1994 wohlwollende Aufnahme in den USA und sicher auch das tätige Vertrauen der dortigen Behörden und Dienste, das er bis auf den heutigen Tag genießen dürfte. Selbst das nicht weit vom Tatort ansässige und dem englischen Verteidigungsministerium unterstellte Forschungslabor in Porton Down, das als weltweit führend gilt in Sachen B- und C-Kampfstoffe, ihrer Erprobung und Identifikation, hat keinerlei Anlaß gesehen, Rußland als Herkunftsland der höllischen Substanz zu vermuten, und hat das auch ausdrücklich so geäußert. Craig Murray, ehem. englischer Botschafter, erwähnt auf seinem Blog, daß schon Tage zuvor und wider besseres Wissen das englische Außenministerium sich auf Porton Down bezog mit der Behauptung, dessen Wissenschaftler hätten als Herkunftsland zweifelsfrei Rußland bestimmt. Das war, wie Murray zutreffend darlegt und mittlerweile offenkundig ist, eine Lüge. Gleiches gilt für die Ausführungen von Boris Johnson. Eine Quelle aus dem Außenministerium habe ihm das vertraulich bestätigt, bemerkt Murray. Bemerkenswert, dabei nicht einmal überraschend, ist die Schamlosigkeit der Verantwortlichen.

Daß der deutsche Außenminister sich ihnen andient, macht ihn zu deren Mittäter. Die moralische Bewertung seines Tuns hat MdB Dieter Dehm zutreffend formuliert. Wobei auch andere Metaphern als die vom Strich in Betracht kämen. Eine könnte lauten: Köter.

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