Macht Fliegen frei?

Todesfälle sind nie ein heiteres Thema. Mitunter freilich ein makabres.

Am 21. September 2014 findet auf dem Lido di Venezia ein Flugtag statt. Schauplatz ist der alte Flugplatz Nicelli, übrigens einer der ältesten der Welt, eröffnet 1909. Zum Programm gehört eine Kunstflugdarbietung des renommierten Aerobaten Francesco Fornabaio, Weltmeister im Kunstflug. Laut ital. Presse nannte man ihn auch den Magier der Lüfte. Die kühne Darbietung aus rasantem Sturzflug, Spiralen und übermütigen Pirouetten mißlingt, der Flieger stürzt vor den Augen tausender Besucher in den Tod, sein Flugzeug, lt Presse eine hochmoderne Breitling Xtreme 3000, schlägt östlich des Flugplatzgeländes auf.

Zum Gedenken an den früh Verstorbenen steigt bei einem Flugtag eine Woche später in der Nähe von Siena ein Kunstflieger auf, mit an Bord ist eine Touristin aus Rußland. Seine akrobatischen Manöver mißlingen, das Flugzeug stürzt ab, beide Insassen sterben auf der Stelle.

Am 14. Juli 2016 startet wiederum in Venedig eine Piper PA-32-301T mit vier Insassen an Bord, ihr Ziel ist Leipzig. Wegen eines schweren Unwetters mit Turbulenzen und rasanten Temperaturstürzen im Luftraum nahe und über Slowenien bildet sich Eis auf dem Flugzeug, das keine Enteisungsvorrichtung hat und unmanövrierbar wird. Über Slowenien stürzt die Maschine ab, keiner der vier Insassen überlebt. Einer ist der Inhaber der Leipziger Firma Unister, Thomas Wagner, dessen und deren Ruf manche als zweifelhaft bezeichnen. In Venedig, so die Presse, soll er einem Betrüger aufgesessen sein, der eine Kreditsumme von zehn Millionen Euro versprochen und 1.500.000 Euro als Sicherheit verlangt und erhalten habe. Letztere Summe, in bar übergeben, war echt, die erstere, ebenfalls in bar übergeben, war es nicht.

Am 06. September 2016 startet im norditalienischen Treviso eine in Deutschland registrierte Piper mit sechs Personen an Bord zu einer, so die ital. Presse, Geschäftsreise, Ziel ist Pristina im Kosovo. Der Pilot Francesco Montagner ist Fluglehrer und Vorsitzender des Aeroclub in Treviso. In der Nähe von Skopje stürzt das Flugzeug ab, keiner der sechs Insassen überlebt.

Im Jahre 2010 hatte Montagner heftige Kritik der Öffentlichkeit, maßgeblich auch seitens jüdischer Gemeinden, auf sich gezogen. Aus Protest gegen eine Verfügung der ital. Luftfahrtbehörde, derzufolge auch private Flugplätze eingezäunt und mit Zugangskontrollen versehen werden sollten, war auf seine Veranlassung über dem Eingang zum Flugplatz eine Inschrift angebracht worden, die in Erscheinung und Wortwahl unübersehbar der über den Lagereingängen u.a. des KZ Auschwitz nachgebildet war. Jene lauteten bekanntlich: Arbeit macht frei. Montagners Wortwahl lautete: Fliegen macht frei.

 

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