Geldwäsche und Gewäsch

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Eine Obergrenze für Bargeldzahlungen sei von Nöten, und wenn die EU nicht bald eine einheitliche Lösung erziele, werde „Deutschland vorangehen“. Welcher Laffe schwenkt da sein BWL-Diplom, um sich interessant zu machen? Nicht doch: Kein Vorzimmerbubi, sondern ein Staatssekretär im Bundesfinanzministerium mit einem (tatsächlich) ehrlich erworbenen Dr. rer. nat. vorm Namen träumt von einem national wie europaweit verbindlichen Dressurakt. Prompt und e contrario wird der Patriot in mir wach, der sich schämt bei der Vorstellung, daß Deutschland „vorangeht“ und eine Kreuzung aus promoviertem Pfadfinderbengel und Pfingstochse den fiskalischen Karnevalsumzug anführt.

Will der Außendienstler was verkaufen, braucht er Gründe. Sind keine in Sicht (der Staubsauger saugt, die Waschmaschine wäscht, das Auto fährt, maW alles funktioniert), muß diese Was-kann-nicht-alles-passieren-Rhetorik her. Die läßt sich schwer widerlegen: passieren kann alles mögliche. Deshalb nennen Fachleute sie auch: Angstspender. Und wer in die Zukunft schaut, verbreitet zudem die Aura des Sehers – sei es in Fragen der Kfz-Elektronik, sei es in der Diabetes-Prophylaxe oder, und damit sind wir wieder beim Thema, in Fragen der Finanzwirtschaft.

Die vor allem ist in Fragen des Terrorismus, des Drogenhandels und der Geldwäsche gewissermaßen zu Hause und weiß schon deshalb: am Bargeld liegts. Schaffen wirs ab oder begrenzen zumindest die Umlaufmenge, ist Schluß mit Drogen, Bomben und Schwarzgeld. Italien ist das beste Beispiel: dank eines gesetzlichen Höchstbetrages für Bargeschäfte (1000 €) sind dort mafiose Praktiken, Steuerhinterziehung, Drogenhandel und Geldwäsche unbekannt. Ist der Außendienstler, der solches auch uns hiesigen verspricht, ein studierter, diplomierter und promovierter Mathematiker und ist er nicht unterwegs, um Alu-Felgen, Fertig-Garagen oder auch Riester-Renten zu verscheuern, sondern Staatsekretär im Bundesfinanzministerium, dann: spricht eine starke Vermutung für interessenfreie Solidität.

Und wenn die Begründungsversuche noch so dämlich (auf bayrisch: saublöd) sind, zum Beispiel dieser hier: „Sie dürfen ja auch keine größeren Mengen Flüssigkeit mehr in das Flugzeug mitnehmen.“ Weshalb auf Transatlantik-Flügen die Passagiere reihenweise verdursten, denn Flüssigkeit ist abgeschafft, weil sie, Geldscheinbündeln gleich, dem dürstenden Barzahler und der Stewardess um die Ohren fliegen könnte. Weltweiter Finanzmarkt und Airbus A 380 zB sehen einander im übrigen zum Verwechseln ähnlich. Vor allem dann, wenn Dr. rer. nat. Michael Meister MdB/CDU zur Augenscheinseinnahme schreitet und sich ins nächstbeste Mikrofon erleichtert.

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