Beim Kaffee

Gewiß kennt man auch in der Türkei jene Redensart, mit der hierzulande immer mal wieder Karl Valentin zitiert wird: Es ist schon alles gesagt, aber halt noch nicht von jedem.

In diesem Sinne: Was es mit dem Herrn Recep Tayyip Erdoğan, dem derzeitigen Präsidenten einer ziemlich großen Nation, und seinem persönlichen Format auf sich hat, dürfte überdeutlich erkennbar sein: Ein Mann, nennen wir ihn einmal so, der den gefährlichen Blick übt und seine bellende Wenigkeit mit goldenen Sesseln aufdonnert und seine Amtsräume ausstaffiert, daß es den Hund friert. Was noch zu den harmloseren Ausprägungen seiner Geistesverfassung gehört, wobei angesichts seines mimischen Repertoires wie auch der Phonetik seiner Expektorationen das Wort „Geist“ mir übrigens quer vorm Maule steht. Weit weniger harmlos ist seine aktive Unterstützung jener syrischen Terroristen, die das tätige Wohlwollen des Größten Feldherrn aller Osmanischen Zeiten genießen und mit ihm einen schwunghaften Erdölhandel betrieben, den die russische Intervention übrigens erfreulich und spürbar gedämpft hat.

Derzeit halte ich mich in Italien auf. Als kürzlich bei einem Espresso das Gespräch auch das politische streifte und die Rede kurz auf den Mann kam, mit dem die Türkei derzeit gestraft gesegnet ist, nannte ihn mein italienischer Gesprächspartner, nach meinem Eindruck ein informierter und gebildeter Zeitgenosse, einen „cretino“, einen „montone imbecile“, zu deutsch: einen Blödian, einen schwachsinnigen Hammel. Herr Erdogan, sollten seine Metöken und Galoppins diese Zeilen lesen können und der deutschen Sprache mächtig sein, wird nun gewiß Strafanzeige erstatten, freilich gegen unbekannt, denn der Herr an der Kaffeebar ist mir nicht mit Namen bekannt, und ob meine evtl. Vernehmung als Zeuge in einem Ermittlungsverfahren zu seiner Identifizierung führt, scheint fraglich; er sei aus Milano, hatte er geäußert, ist etwa Mitte fünfzig und trug passend zur Stirnglatze einen beigen Mantel, dazu unauffälliges Schuhwerk, und offenbarte sich als Nichtraucher. Eine weitere Strafanzeige also, diesmal in Italien (die wievielte übrigens?), weil Herr Erdogan schon wieder beleidigt worden ist, und weil das Beleidigtwordensein nun mal die Gefühlslage ist, in der er sich am häufigsten aufhält, am wohlsten fühlt und am liebsten suhlt, was man retardiert finden kann (ich tue es), aber keinesfalls überrascht (mich jedenfalls nicht).
Und mich an den Satz eines deutschen Satirikers erinnert, der die Feldjäger der Bundeswehr vor Jahren als „Waschbrettköpfe“ bezeichnet hatte und dafür (zumindest erstinstanzlich) verurteilt wurde. Er bemerkte: Er habe gar nicht gewußt, daß man „die überhaupt beleidigen“ könne.

Ein Journalist der FAZ bezeichnete den derzeitigen türkischen Staatspräsidenten unlängst als Sonnenkönig. Das ist riskant. Denn über den Sonnenkönig, wie ihn die Geschichte Frankreichs erinnert (und irgendwann entsorgte), hatte einer, mW war es Peter Hacks, gereimt:

Zwei Doktoren der Sorbonne studierten ihn genau:
er glänzte wie die Sonne und roch wie eine Sau
.“

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